GRUNDLEGENDES ZUR BERATUNGSARBEIT
Interaktion
Unser primäres Ziel ist es, einzelfallbezogen die Entwicklungs- und Sozialisationsbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Die Entwicklung von Kindern ist untrennbar in komplexe familiäre und soziale Beziehungsgefüge eingebunden. Störungen der Entwicklung können nie isoliert für sich betrachtet und behandelt werden. Wir haben es immer mit komplexen Wechselwirkungen zu tun, mit Wirkungskreisen, in denen das Tun des einen und das Tun des anderen in einer gemeinsamen Geschichte und in einem sozialen und gesellschaftlichen Kontext einander wechselseitig bedingen und modifizieren. Bei familienbezogenen Problemen gibt es nie einfache, lineare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, die durch ein Beseitigen von „Ursachen" einfach aufzulösen wären, sondern immer muss eine Vielzahl von Faktoren und Perspektiven berücksichtigt werden. Dabei haben wir die Familie in ihrer jeweils bestehenden Form als Ganzes im Blick.
Selbstbestimmung, Schweigepflicht und Datenschutz
Wir gehen davon aus, dass die Bürger, die bei uns Rat suchen, für ihr Leben und ihre Familie selbst verantwortlich sind und es weder unser Recht, noch unsere Kompetenz ist, ihnen diese Verantwortung abzunehmen. Der Vertrauens- und Datenschutz nach § 203 Strafgesetzbuch (SGB) und § 65 SGB VIII ist eine unverzichtbare Voraussetzung unserer Tätigkeit. Ohne Absprache mit den Ratsuchenden und ohne ihr Einverständnis geben wir keine Informationen über die Beratung weiter.
Lösungs- und Ressourcenorientierung
Die Ratsuchenden selbst haben das Wissen und die Kompetenz, ihr Leben zu gestalten und gegebenenfalls zu verändern. Die Mitarbeitenden der Psychologischen Beratungsstelle sind Expertinnen und Experten dafür, Ratsuchende dabei zu unterstützen, eigene, für sie und ihre Lebenssituation passende Lösungswege zu erarbeiten, Ressourcen und Selbsthilfepotentiale (wieder) zu entdecken und zu aktivieren. Erziehungsberatung (oder auch Therapie) ist eine Ko-Produktion, ein „miteinander beraten", das sich im wechselseitigen Austausch verschiedener Beiträge, im Verhandeln von Zielen und möglichen Wegen weiterentwickelt.
Kooperation und Vernetzung
Die Beratungsstelle arbeitet fachlich unabhängig und, im konkreten Beratungsprozess, im Auftrag der Ratsuchenden. Da aber häufig auch noch das soziale Umfeld oder andere Fachpersonen/Institutionen in die familiäre Problematik verwickelt sind, ist uns die Zusammenarbeit - im Rahmen der datenschutzrechtlichen Bestimmungen - sehr wichtig (insbesondere mit dem Soziaeln Dienst des Jugendamtes, mit Kindergärten, Schulen, Ärzten und anderen Beratungsdiensten). Wir bemühen uns darum, die jeweils notwendige Erlaubnis für den fachlichen Austausch von den Ratsuchenden zu bekommen. Wo wir selbst keine geeigneten Angebote bereitstellen können, vermitteln wir die Klienten weiter zu fachlich besser passenden Institutionen. Unabhängig vom Einzelfall bringt die Beratungsstelle ihre spezifischen Kenntnisse und Kompetenzen in die Arbeit lokaler und regionaler psychosozialer Gremien und Arbeitskreise ein.
Flexibilität
Es gibt keine grundsätzliche Zeitbeschränkung für die Dauer von Beratungen: Wer sich anmeldet, wird so lange beraten, wie das in gegenseitiger Absprache nötig erscheint.
Angebote der Beratungsstelle
Erziehungsberatung
Eltern sind nicht selten verunsichert und machen sich Sorgen, weil es Auffälligkeiten in der Entwicklung der Kinder oder schwierige Situationen in der Erziehung, im Kindergarten, in der Schule gibt, die dann oft obendrein das Familienleben belasten. Hier kann die Beratungsstelle psychologische, heilpädagogische und therapeutische Hilfen anbieten, um die Probleme besser zu verstehen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
Beratung im Jugendalter
Das Jugendalter ist häufig ein herausfordernder Lebensabschnitt, in dem es vor allem um Themen der Ablösung vom Elternhaus, der Entwicklung eigener Lebensperspektiven, der Schul- und Berufsausbildung und vielleicht auch in ersten eigenen Partnerschaften geht. Das Angebot psychologischer Beratung richtet sich an die jungen Leute selbst oder auch an die Eltern von Jugendlichen und kann helfen, Konflikte zu entspannen und Wege zu einem weniger schwierigen Umgang miteinander zu suchen.
Beratung im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung
Wenn es in der Ehe oder Partnerschaft anhaltende Probleme gibt oder es zu Trennung und Scheidung kommt, so ist es für alle Familienmitglieder meist eine große Belastung und kann zusätzlich Erziehungsprobleme hervorrufen oder verstärken. In einer psychologischen Beratung können Wege aus der Krise gemeinsam gesucht werden, oder aber, falls es zur Trennung kommt, doch noch einvernehmliche Absprachen für den Umgang mit den Kindern, die die Belastungen für diese nach Möglichkeit eindämmen. Wir beraten und unterstützen auch die Kinder und Jugendlichen, wenn es Unstimmigkeiten mit dem Besuchsrecht gibt.