Im Landkreis Waldshut zeichnet sich sowohl im hausärztlichen als auch im fachärztlichen Bereich ein erheblicher Ärztemangel ab. Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Bisher ist es allerdings nicht in ausreichendem Maße gelungen, dem drohenden Ärztemangel in unserem ländlichen Raum entgegen zu wirken. Aufgrund der von vielen Seiten wahrgenommenen Aktualität und Brisanz dieses Themas möchte der Landkreis Waldshut gemeinsam mit den Verantwortlichen Wege finden, eine gute medizinische Versorgung der Bevölkerung im Landkreis auch in Zukunft zu sichern.
Weiterbildungsverbund für Allgemeinmediziner
Was ist der Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin in Waldshut?
Der Weiterbildungsverbund ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen medizinischen Einrichtungen, der sich dem Ziel verschrieben hat, eine strukturierte und umfassende Weiterbildung im Fachbereich Allgemeinmedizin zu bieten. Dieses Netzwerk ermöglicht angehenden Fachärztinnen und Fachärzten für Allgemeinmedizin eine vielseitige und qualitativ hochwertige Ausbildung, die sich über diverse Versorgungsbereiche erstreckt. Es deckt unterschiedliche Schwerpunkte und Spezialisierungen des Fachs ab und fördert die Vernetzung und den interdisziplinären Austausch. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung der Ausbildung bei, sondern optimiert auch die Patientenversorgung.
Wer sind die Teilnehmer?
Im Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin arbeiten die Klinik im Landkreis und niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte sowie Fachärztinnen und Fachärzte verschiedener Disziplinen zusammen. Der Kreis ist offen und kann jederzeit erweitert werden. Sind Sie niedergelassene Ärztin oder Arzt und besitzen eine Weiterbildungsbefugnis, dann sind Sie bei uns willkommen. Sprechen Sie uns an oder füllen Sie gleich die Beitrittserklärung aus und schicken uns diese zu (Kontaktdaten s.u.). Es sind alle fachärztlichen Bereiche aus der sog. unmittelbaren Patientenversorgung (Definition gem. WBO 2020) willkommen und möglich.
Ambulanter Bereich
Der ambulante Bereich ist das Kernstück der Weiterbildung. Hier lernen die angehenden Allgemeinmediziner die facettenreiche Patientenversorgung in der Praxis kennen. Sie erlangen Erfahrungen in der langfristigen Betreuung von Patientinnen und Patienten, im Umgang mit chronischen Erkrankungen und der allgemeinärztlichen sowie der spezialisierten ambulanten Versorgung. Diese Erfahrungen sind essenziell, da sie die Grundlage für eine umfassende und empathische Gesundheitsversorgung bilden.
Das Krankenhaus Waldshut
Das Krankenhaus Waldshut spielt eine zentrale Rolle in der klinischen Ausbildung. Es bietet angehenden Allgemeinmedizinern tiefgreifende Einblicke in die stationäre Patientenversorgung, den Umgang mit akuten Notfällen und die interdisziplinäre Arbeit in verschiedenen medizinischen Fachbereichen. Zusätzlich vermittelt es wichtige Kenntnisse über die Vernetzung und Strukturen im Landkreis, die Rolle des Krankenhauses als Ort der stationären Einweisung und die internen Strukturen des Hauses. Diese Kenntnisse sind unerlässlich, um die Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung effektiv zu managen und eine optimale Patientenbetreuung zu gewährleisten.
Hebammenförderung
Der Landkreis Waldshut fördert seit dem Jahr 2018 angehende Hebammen und Entbindungspfleger aus dem Landkreis finanziell. Hintergrund dafür sind die zunehmenden Engpässe in der flächendeckenden Versorgung von Schwangeren. Ziel der Förderung ist es, die Verbindung der Studierenden zum Landkreis Waldshut während des Studiums aufrechtzuerhalten, um eine berufliche Tätigkeit hier zu begünstigen. Die Hebammenförderung ist ein Ergebnis des Runden Tisches zur „frauenärztlichen und geburtshilflichen Versorgung im Landkreis Waldshut“.
- Die geförderten Hebammenschülerinnen erhalten pro Halbjahr jeweils 400 Euro.
- Das Geld ist vor allem für die Beschaffung von Fachliteratur und als Fahrtkostenzuschuss gedacht.
- Die wichtigste Fördervoraussetzung ist, dass die Studierenden aus dem Landkreis Waldshut stammen oder eine feste Verbindung zum Landkreis besteht.
- Alle an der Förderung Interessierten werden zu einem Kennenlern-Gespräch eingeladen, bei dem erste Kontakte geknüpft und auch nicht-finanzielle Unterstützung (z.B. in Form einer Hebammen-Patin) angeboten werden.
- Laut Beschluss des Sozial- und Gesundheitsausschusses (August 2022) können bis zu 14 Studierende gleichzeitig gefördert werden.
Bei Interesse, Fragen oder sonstigen Anmerkungen zur Hebammenförderung, wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz.
Projektstudie zur ambulanten medizinischen Versorgung (2023)
Bereits 2015 wurde das Projekt „Versorgungsplanung für den Landkreis Waldshut“ vom Landkreis Waldshut angestoßen, um den zukünftigen medizinischen Versorgungsbedarf unter verschiedenen Gesichtspunkten zu beleuchten. An diesem Projekt haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dreier Hochschulen mitgewirkt. Hierbei wurden die Themen Kooperation, Zusammenarbeit und Nachwuchssicherung von Tübingen, Erreichbarkeit ärztlicher Leistungen von Lübeck und robuste Standorte von Karlsruhe bearbeitet. Der Abschlussbericht hierzu wurde 2017 veröffentlicht.
Von den im Abschlussbericht empfohlenen Maßnahmen wurde vor der Corona-Pandemie beispielsweise „Patient Hochrhein“ umgesetzt. Dieses Angebot bezieht sich auf die Empfehlungen zur Willkommenskultur. Es wurde erfolgreich ein Team implementiert, welches Ärztinnen und Ärzten sowie medizinischem Fachpersonal Unterstützung im Prozess im Landkreis tätig zu werden, anbietet. Andere Empfehlungen wiederum konnten z. B. aufgrund der erheblich erschwerten Bedingungen während der Corona-Pandemie, nicht umgesetzt werden.
Der Lenkungskreis der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) hat sich entschieden, die Ergebnisse von 2017 unter der Perspektive der derzeitigen Situation zu beleuchten, um Maßnahmen priorisiert zu identifizieren, die umgesetzt werden können und sollten. Die Durchführung neuer Studien im Landkreis war explizit nicht gewünscht. Ziel der von April bis Juli 2023 durchgeführten Workshops und Gespräche war es daher, durch diese ein Bündel an Maßnahmen für die wohnortnahe Versorgung der Zukunft im Landkreis Waldshut zu identifizieren und anzustoßen. Hierbei wurde vor allem auf Hausärztinnen und Hausärzte fokussiert, da diese die große Mehrheit aller Beratungsanlässe abschließend behandeln können und daher für die zukünftige wohnortnahe Versorgung eine zentrale Rolle einnehmen.
Die Ergebnisse der Gespräche können Sie im Downloadbereich einsehen.
Projektstudie zur ambulanten medizinischen Versorgung (2017)
Der Landkreis Waldshut beauftragte im Jahr 2016 Expertinnen und Experten der Universitätskliniken Tübingen und Lübeck aus dem Bereich Versorgungsforschung mit der Durchführung einer wissenschaftlichen Projektstudie. Ziel dieser Studie war es, die derzeitige und die künftige medizinische Versorgungssituation im Landkreis Waldshut zu analysieren und Handlungsempfehlungen zur Sicherung der Versorgung zu formulieren. Neben der Analyse der Versorgung durch eine Befragung aller niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Landkreis, war ein weiterer Schwerpunkt der Projektstudie die Erhebung der Bedürfnisse der Kreisbewohnerinnen und -bewohner sowie die Identifizierung geeigneter Standorte für künftige medizinische Versorgungseinrichtungen.
Die Endfassung des Projektberichts, der sowohl die Analyseergebnisse als auch die landkreisspezifischen Lösungs- und Handlungsansätze enthält sowie ein kurzer Überblick über die Zusammenfassung der Kernaussagen der Projektstudie, finden Sie im Downloadbereich.
Nach der Priorisierung der Handlungsempfehlungen im Lenkungskreis der Kommunalen Gesundheitskonferenz Waldshut, wird derzeit mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren vor Ort daran gearbeitet, die Handlungsempfehlungen der Projektstudie Schritt für Schritt umzusetzen. So entstand u.a. die Kampagne "Patient Hochrhein - der Landkreis Waldshut sucht medizinische Unterstützung".
Patient Hochrhein - Der Landkreis Waldshut sucht medizinische Unterstützung
Entsprechend der Handlungsempfehlung, sich zusammenzuschließen (Kommunen, Ärzteschaft und Landkreis) und gemeinsam aktiv nach Ärztinnen und Ärzten für den Landkreis zu suchen, wurde die Onlinekampagne "Patient Hochrhein - Der Landkreis Waldshut sucht medizinische Unterstützung" entwickelt und gestartet. Die Kampagne ist unter unten stehendem Link verfügbar. Wir freuen uns, wenn Sie sich selbst einen Eindruck der Kampagne machen.